Immer wieder das gleiche Thema. Du lernst jemanden kennen, der dir gefällt, dich reizt und anmacht. Du fühlst dich zu dieser Person hingezogen und spürst, dass die andere Person dich auch mag. Sie möchte Zeit mit dir verbringen und dich näher kennenlernen.
Ihr führt intensive Gespräche und kommt euch schnell näher. Das gefällt dir und du fühlst dich wohl, doch die Sache hat einen Haken.
„Irgendwie ist mir das schon wieder zu viel“, denkst du. „Zu schnell zu nah“.
Die andere Person wirkt auf dich zu bedürftig, weich und verletzlich und das findest du unattraktiv.
Und je mehr dein Gegenüber versucht, Kontakt zu dir aufzubauen und beginnt, dir seine Bedürfnisse und Gefühle zu kommunizieren, desto stärker fängst du an, diese unbewusst abzuwehren.
Du fühlst dich irgendwie erdrückt, bedroht und fängst an, Ausreden zu erfinden, wegzulaufen, dichtzumachen, zu schweigen oder emotional runterzufahren, bis du für die Person nichts mehr empfindest.
Und schließlich erzählst du dir sogar auch noch, dass du die Person eigentlich überhaupt nicht spannend findest und sowieso keine Beziehung möchtest.
Doch dabei merkst du gar nicht, dass du in einem inneren Schutzmechanismus gefangen bist, der immer wieder gleich abläuft.
Mit der Person, die du kennenlernst, hat dies nichts zu tun. Sie triggert lediglich alte Wunden aus deiner Vergangenheit in dir.
Nähe und Distanz, das große Thema von Bindungsängstlern
Bindungsängstliche Typen brauchen Kontrolle über Nähe und Distanz. Denn zu viel Nähe bedeutet Stress für ihr Nervensystem und unter Umständen auch große Stimmungsschwankungen. Von zu viel Nähe fühlen sie sich schnell erdrückt, in die Ecke gedrängt und ausgeliefert. Der potenzielle Partner kann tun, was er will, er wird schnell als Gefahr gesehen.
Ursprung der Bindungsangst
Der Ursprung der Bindungsangst ist meistens in der Beziehung zu den Eltern zu finden.
Wenn du Bindung schon früh als anstrengend, überfordernd, einengend oder freiheitsberaubend wahrgenommen hast, lebst du nach diesem Blueprint.
Freiheit ist dann meist dein höchster Wert und wenn irgendjemand auftaucht, der sie laut deinem Gefühl einschränken könnte, ziehst du die Reißleine.
Bis du deine bisherigen Beziehungserfahrungen nicht mit neuen überschreibst, glaubst du nicht daran, dass du liebenswert bist und eine erfüllte Beziehung führen kannst. Weil du es ja noch nie anders erlebt hast.
Dir fehlt der Beweis dafür, dass sich eine Partnerschaft auch erfüllend, raumgebend, befreiend, unterstützend und wohltuend anfühlen kann. Oft spiegelt sich das auch in einem geringen Selbstwertgefühl sowie wenig Selbstvertrauen und Selbstliebe wieder.
Du wiederholst diese Art von Beziehungserfahrungen so lange, bis du bereit bist, ihren Ursprung zu entschlüsseln und neue Erfahrungen zu machen.
Menschen mit Bindungsangst sind bindungsfähig
Menschen mit Bindungsangst sehnen sich genauso nach Bindung wie jeder andere Mensch auch. Doch, je nachdem, wie tief die schmerzlichen Erfahrungen sind, die sie in frühen Beziehungen, entweder mit ihren Eltern oder späteren Partnern gemacht haben und wie tief sie sich mit diesen Erfahrungen identifizieren, können sie sich auf Nähe zu einer anderen Person einlassen oder nicht.
Bindungsängstler in Beziehungen können sich ihren Partnern gegenüber nie richtig öffnen und halten sie gerne auf Distanz und sich selbst immer ein Hintertürchen offen. Sie verschanzen sich lieber hinter ihrer Arbeit, einem sehr beschäftigten Alltag mit vielen Aufgaben und zahlreichen Freizeitbeschäftigungen oder einer Fernbeziehung.
Oder sie suchen sich einen Partner, der nicht wirklich in ihr Beuteschema passt, räumlich nicht erreichbar oder vergeben ist, damit sie keine enge Bindung aufbauen müssen.
„Jeder Mensch ist Bindungsfähig, denn Bindung ist das Grundbedürfnis jedes Menschen, ohne das niemand überleben kann.“
Wie kommst du da raus?
Indem du anfängst, dich, deine Gefühle und Bedürfnisse kennen und verstehen zu lernen, deine Verhaltensweisen genau betrachtest und Situationen im Alltag mit anderen Menschen beginnst, richtig einzuschätzen. Nimm wahr, welchen Anteil du zum ganzen Geschehen beiträgst und warum du Beziehungen zu anderen Menschen immer wieder sabotierst.
Lasse dir dafür Zeit. Dein Nervensystem kennt nur die bisher ablaufenden Mechanismen und es wird Zeit brauchen, sich an neue Umstände zu gewöhnen.
Fange an, im Alltag auf Situationen und Menschen zu achten, die dir zu viel sind und dich überfordern. Lerne, Grenzen zu setzen und „Nein“ zu Situationen, Dingen und Menschen zu sagen, die dir zu schnell gehen und nicht guttun.
Mache dir bewusst, was konkret dich überfordert, einengt und dir deine Freiheit nimmt. Ist es die Art einer Person, ist es ihr Verhalten, sind es ihre Bedürfnisse, Gefühle oder Ansprüche? Sind diese dir gegenüber gerechtfertigt?
Äußere anderen Personen ehrlich gegenüber, was ihre Verhaltensweisen, Bedüfnisse oder Gefühle in dir auslösen und was du brauchst, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben, der sich gut für dich anfühlt.
Erweitere deinen Blickwinkel und nimm Personen wahr, die sich dir gegenüber anders verhalten. Respektvoll, liebevoll oder achtsam. Die dir zuhören, für dich da sind und auf dich eingehen. Und umgib dich mehr mit diesen Personen.
Entwickle eine Vision, wie du eine Beziehung leben möchtest und fange an, diese Vision in die Tat umzusetzen. Indem du sie zuerst mit dir selbst lebst. Und dir zuerst all das gibst, was dein Partner dir geben soll. Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe, Nähe und alles, was du dir wünschst.
Und wenn du alleine nicht zurecht kommst, hole dir professionelle Hilfe.
Ich hatte selbst jahrelang Bindungsängste, weiß genau, wie sich das anfühlt und helfe dir gerne dabei.
Melde dich bei mir und wir schauen, ob ich dich auf diesem Weg begleiten kann.